Bei einem typischen Festival denkt man häufig zuerst an schlammige Gelände, von Zelten bedeckte Wiesen und Bierfahnen. Nicht so beim Wein am Stein – denn es hebt sich von gängigen Großveranstaltungen ab und begeistert mit seinem besonderen Charme inmitten der Weinberge Würzburgs.
Franken at its Best
Ein Weinberg mit atemberaubender Aussicht auf Würzburg, eine Bühne mit mitreißender Live-Musik, stimmungsvoll beleuchtete Wege zwischen üppig wachsenden Weinreben – und ihr sitzt mittendrin! Genau diese Atmosphäre bietet das Wein am Stein in Würzburg. Mit täglich wechselnden Bands, lokalen Weinen und fränkischen Spezialitäten verkörpert das Weinfest an 14 Abenden puren Genuss für alle Sinne. Da kommt richtig Stimmung auf.
Wenn die Atmosphäre stimmt
Man spürt es schon direkt nach der Ankunft am späten Sommernachmittag. Die Stimmung hier oben ist eine ganz besondere, während gut gelaunte Menschen beim ersten Glas Wein den Blick auf die Würzburger Marienburg genießen. Und so langsam macht sich die Vorfreude auf das, was Abend noch bringen mag, breit. In wenigen Stunden wird das in der Regel ausverkaufte Event sehr gut besucht sein und die ausgelassene Stimmung wird ihren Höhepunkt erreicht haben. Aber alles ganz entspannt. Kein übermäßiges Gedränge, keine Reizüberflutung. Die natürliche Kulisse ist schon ein Highlight für sich, da braucht es weder aufwendige Bühnenbilder noch Showeffekte wie blendende Scheinwerfer oder Pyrotechnik. Stattdessen verströmen die Bands ihre ganz individuellen Happy Vibes, denen sich die Fans voll und ganz hingeben können. So entsteht pure Lebensfreude zu stimmigen Beats in geiler Atmosphäre und das ist genau das, was den Zauber von Wein am Stein ausmacht.

Künstler mit Profil schaffen musikalische Vielfalt
Die musikalische Spannbreite von Wein am Stein ist kein Zufall, sondern Teil des fein abgestimmten Konzepts. Das Lineup passt zum Flair: mal leise, mal mitreißend – aber nie beliebig. Zwischen den Weinreben entfalten die Klänge eine eigene Magie. Jeder Tag bringt eine neue Klangfarbe, ohne das Gesamtbild zu stören. Elektronische Sets von AVAION, Indie-Energie von KYTES, die melancholische Tiefe von PAUL WETZ oder der raue Charme von OSWALD. Sie alle fügen sich ein, statt herauszubrechen.
Am 24. Juli, durfte ich das einzigartige Musikerlebnis selbst miterleben. Auf der Bühne standen GRETA und LOSTBOI LINO.
Die Multiinstrumentalistin GRETA brachte mit ihren Liedern eine ganz besondere Atmosphäre auf die Open-Air-Bühne – diese einzigartige Mischung aus urbanem Pop und ungefilterter Ehrlichkeit, die sie so charakteristisch macht. Mit Instrumenten und markanter Stimme, schuf sie einen Sound, der gleichzeitig nach Großstadt und Fernweh klang. Unter dem Abendhimmel erzählten ihre Lieder vom Zwischenraum zwischen Jugend und Erwachsenwerden.
Ganz im Gegensatz dazu stand der Rapper LOSTBOI LINO, der am gleichen Abend wie GRETA auftrat und eine völlig andere Energie auf die Bühne brachte. LOSTBOI LINO, verkörperte eine rohe Mischung aus verschiedenen Welten. Während GRETA zwischen den Instrumenten wechselte, stand LOSTBOI LINO kompromisslos im Zentrum und verwandelte die klein-großen Momente des Lebens in Songs, die direkt trafen. Mal melancholisch, dann wieder rau.
Fränkischer Wein trifft auf musikalische Vielfalt
Der Wein – oh, der Wein! Als Liebhaber fränkischer Tropfen kommt man hier voll auf seine Kosten. Die Weine vom Weingut am Stein sind mehr als Begleiter. Sie sind Charakterköpfe. Vom frischen VDP.Gutswein bis zum vielschichtigen Großen Gewächs erzählen sie vom Muschelkalk und der Handarbeit im Steilhang. Wer hier ein Glas Silvaner in der Hand hält, schmeckt den Sommer und den mineralischen Boden.
Kulinarisch: Zwischen Tradition und Innovation
Aber nicht nur die Ohren und der Gaumen kommen auf ihre Kosten – auch für den Hunger ist bestens gesorgt. Bei Pasta e Olio gibt es italienisches Flair mit hausgemachter Pasta, sommerlichen Salaten und köstlichem Flammkuchen. Das selbstgemachte Eis kombiniert mit einem perfekten Cappuccino direkt vom Barista ist pure Dolce Vita zwischen fränkischen Weinreben.

Wer es gehobener mag, findet bei Alexander Herrmanns Imperial-Team Spitzenküche, die perfekt zu den edlen Tropfen passt. Die Restaurant-Terrasse bietet Menüs, die man vorbuchen kann, während am Food-Stand im Weinwerk auch spontan köstliche Häppchen zu haben sind. Die neuen „Most Wanted Brotzeitkörbla“ sind übrigens ein Volltreffer – praktisch für zwischendurch und voller regionaler Leckereien.
Das Backöfele bringt fränkische Tradition in moderner Interpretation: Schäufele als Knieküchle-Variante und natürlich der legendäre Kaiserschmarren, der allein schon den Besuch wert ist.
Mein persönlicher Tipp: Fans der süßen Küche sollten unbedingt den leckeren Kaiserschmarren am Backöfele-Stand probieren. Hier hat mich vor allem das gute Preis-/Leistungs-Verhältnis überrascht. Die saftigen Teigstückchen werden liebevoll in einer Papierspitztüte serviert und mit Puderzucker und firschem Obst garniert. Mein persönliches kulinarisches Highlight.
Wenn alles perfekt zusammenpasst
Am Ende des Tages, während das Licht langsam verschwindet und die letzten Klänge über die Reben ziehen, wird klar: Es braucht nicht immer das große Spektakel mit 20.000 oder mehr Gästen.

Wenn Musik, Wein, Essen und Atmosphäre so perfekt harmonieren wie beim Wein am Stein, dann entstehen diese besonderen Momente, die man nicht kaufen kann.

Das Fest beweist, dass weniger manchmal mehr ist.