Festival organisieren: So funktioniert die Logistik

Festivals erfordern eine perfekt verzahnte Logistik. Ein Festival organisieren ist also nicht einfach. Nichts darf schief gehen, da sonst die engen Zeitpläne komplett aus dem Tritt kommen. Doch wie funktioniert so etwas?

1. Das Gelände: Grundlage jeder Planung

Bevor der erste LKW rollt, steht die Genehmigung des Geländes. Veranstalter prüfen Traglasten, Zufahrten und Fluchtwege – und beantragen beim Bau-, Ordnungs- und Umweltamt alles von der Versammlungsstättenverordnung bis zur Lärmschutz-Auflage. Für Rock am Ring z. B. wird die Nürburgring-Rennstrecke jedes Jahr aufs Neue in eine temporäre Stadt mit Camping, Versorgungs- und Bühnenarealen umgewandelt, die 80 000 Menschen fasst. Wer ein Festival organisieren will der muss sich also gut auskennen.

2. Infrastruktur: Strom, Wasser, Sanitär

Strom ist das Herzstück: ohne Generatoren laufen weder Licht noch Ton, Essensstände oder Sicherheitskameras. Moderne Festivals setzen dabei auf redundante Dieselgeneratoren + Batteriepuffer, um Ausfälle abzufangen und Sprit zu sparen.

Wasser & Abwasser erfordern kilometerlange Leitungen, Pumpen und Tanks. Schon kleine Open-Air-Formate reservieren Dixi-Kontingente Monate im Voraus; bei Großveranstaltungen gilt das Gleiche für Frisch- und Abwassertanks. „Eine stabile und ausreichende Wasser- und Stromversorgung“ gehört laut Szene-Organisator Andreas Zemke zu den größten Fallstricken – wer zu spät bucht, bekommt keine Kapazität mehr.

3. Technik & Bühnenbau

Von der Unterkonstruktion bis zur letzten Moving-Head-Lampe. Beim Festival organisieren dauert der Bühnenbau einer Hauptbühne oft zwei Wochen. Kleine Teams arbeiten 24/7-Schichten: Rigger hängen Tonnen an Traversen, Elektriker legen Starkstrom, Licht-Operatoren programmieren Shows. Beim Rock-For-Animal-Rights-Festival (1.000 Besucher, 2 Bühnen) stehen dafür vier bis fünf Wochen Hardcore-Aufbau plus drei bis vier Wochen Abbau im Kalender – bei Großfestivals entsprechend mehr.

4. Catering & Versorgung

Allein das Gastro-Team Bremen (GTB) verteilt bei Rock am Ring mehrere Hundert Mitarbeiter über Dutzende Stände, um zehntausende Portionen pro Tag auszugeben – von Food-Containerlogistik bis Kühlkette ein minutiöses Puzzle.

5. Booking & Zeitplan

Frühzeitiges Booking gehört zum Festival organisieren dazu. Headliner werden oft 12–18 Monate vor Festivalstart gesichert, weil Tour-Routen abgestimmt, Visas beantragt und Sperr-Klauseln eingehalten werden müssen. Viele Booker planen nach dem Prinzip „60 % Line-up direkt nach dem letzten Festival fixieren“, um Marketing und Sponsoring rechtzeitig starten zu können.

6. Sicherheit & Crowd-Management

In Spitzenzeiten steuern Einsatzleitungen Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst, Verkehrsleitzentrale und private Security parallel. Die Polizei richtete 2024 für Rock am Ring erneut einen eigenen Sondereinsatz ein, um Lagezentrum, Verkehrslenkung und Notfallplan (inkl. Terror-Evakuierungserfahrung von 2017) zu koordinieren.

7. Müll & Nachhaltigkeit

Der ökologische Fußabdruck ist gewaltig: Bei Rock im Park fielen 2024 trotz Verbesserungen noch bis zu 200 Tonnen Abfall an. Schätzungen zufolge bleibt auf deutschen Festivals jedes dritte Zelt liegen – ein Dauerthema, gegen das Veranstalter mit Pfandsystemen, Recycling-Stationen und „Clean-Up-Crews“ ankämpfen.

8. Ablauforganisation – der Festival-Tag

ZeitKernprozesse (vereinfacht)
06 : 00Nachtruhe-Patrouillen, Reinigung, Technik-Checks
09 : 00Crew-Briefing, Lieferverkehr (Food, Eis, Merch)
12 : 00Einlass öffnet – Security & Ticket-Chek
13 : 00Bühnen-Change-Overs im Takt
23 : 00Headliner-Curfew, Umbau auf Late-Night-Stage
01 : 00Gelände-Closing, Notfall-Bereitschaften bleiben

9. Nachbereitung

  • Teardown: Rückbau, Kabelziehen, Bodenschutz entfernen
  • Recycling & Entsorgung: Holz, Metall, Glas, Bioabfall getrennt
  • Debrief: Crew-Feedback, Behörden-Reporting, Budget-Controlling

Festival organisieren: Fazit

Ein Festival ist eine temporäre Stadt mit eigener Energie-, Verkehrs- und Sicherheitsinfrastruktur. Die Logistik beginnt ein Jahr vorher, läuft im Drei-Schichten-Betrieb und endet erst Wochen nach dem letzten Zugabe-Ruf. Wer die Abläufe versteht, erkennt: Hinter jedem Gitarren-Riff steckt ein Uhrwerk aus Planern, Technikern, Helfern und einem gehörigen Maß an Krisen-Resilienz.

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