Festivals benötigen Strom. Viel Strom. Dynamische Lasten durch ständiges Ein- und Ausschalten von Ton- und Lichttechnik sind hier extrem. Mit Generatoren zu arbeiten bedeutet dabei eins: Volllast. Denn diese reagieren nicht gut auf schwankende Lastprofile. Das hat Folgen für die Umwelt, die Effizienz und die Planbarkeit nachhaltiger Konzepte.
Stromverbrauch bleibt ein blinder Fleck
Während Gastronomie, Mobilität und Mülltrennung längst in Nachhaltigkeitskonzepten berücksichtigt werden, bleibt ein Aspekt überraschend oft unbeachtet: der tatsächliche Energieverbrauch. Auf Anfrage zeigen sich viele Veranstalter entweder nicht bereit oder schlichtweg nicht in der Lage, konkrete Zahlen zum Stromverbrauch ihrer Events zu liefern. Dabei wäre gerade diese Datengrundlage essenziell, um konkrete Verbesserungen umzusetzen.
Warum der Stromverbrauch schwer zu erfassen ist
Das Problem liegt in der Struktur. Auf vielen Festivals wird Strom aus mobilen Generatoren eingespeist, häufig über ein temporäres, nur für die Dauer des Events installiertes Netz. Messstellen sind selten vorhanden, und oft fehlt das Bewusstsein dafür, dass ein detailliertes Energie-Monitoring überhaupt möglich oder notwendig wäre. Zudem sind viele Dienstleister für Technik und Gastronomie selbst verantwortlich für ihre Stromversorgung, was eine zentrale Erfassung zusätzlich erschwert.
Was möglich wäre – technische Ansätze für ein besseres Energiemanagement
1. Mobile Lastmessung mit Loggern
Mobile Messgeräte wie Stromlogger könnten Aufschluss über Verbrauchsmuster geben – sowohl in Echtzeit als auch in der Auswertung. Diese Geräte lassen sich unkompliziert an Verteilerschränken anschließen und liefern genaue Daten zu Spitzenlasten, Grundlasten und Verbrauchsprofilen.
2. Einsatz smarter Verteilerkästen
Digitale Stromverteiler mit eingebauten Messsystemen bieten die Möglichkeit, Stromflüsse exakt zu erfassen – getrennt nach Gewerken oder einzelnen Arealen. Diese Daten helfen nicht nur bei der Optimierung, sondern auch beim gezielten Ausbau von Photovoltaik-, Speicher- oder Hybridlösungen.
3. Batterie- und Hybridlösungen statt Diesel-Generatoren
Statt dauerhaft auf Dieselaggregate zu setzen, könnten Batteriespeicher helfen, Lastspitzen abzufangen und Generatoren effizienter zu betreiben – in Intervallen statt durchgehend. In Kombination mit Solar-Inselanlagen oder kleinen Windgeneratoren lassen sich CO₂-Ausstoß und Lärmemissionen deutlich reduzieren.
4. Energieeffiziente Technik und intelligente Lichtsteuerung
Lichtinstallationen mit LED-Technik, DMX-gesteuerten Lichtverläufen und Bewegungsmeldern bieten nicht nur gestalterischen Spielraum, sondern auch große Einsparpotenziale. Gleiches gilt für sparsame Kühltechnik im Gastrobereich und die gezielte Auswahl effizienter Beschallungssysteme.
Nachhaltigkeit braucht dringend Transparenz!
Die grüne Transformation von Festivals ist nur möglich, wenn die Branche beginnt, eigene Prozesse transparent zu machen. Ohne belastbare Zahlen lässt sich weder CO₂ kompensieren noch sinnvoll einsparen. Der erste Schritt wäre also: Messen, was bisher nur geschätzt wird. (Umweltschutz nach Vorschrift: Die DIN ISO 20121)
Wer den Stromverbrauch kennt, kann gezielt reduzieren, modernisieren – und glaubwürdig grün kommunizieren. Denn echte Nachhaltigkeit beginnt nicht beim Kompostbecher, sondern bei der Netzlast.